- Betreuung: Thomas Oberlies
Thema dieser Diplomarbeit ist die Untersuchung der Wissensform, die ohne jegliche intellektuelle Voraussetzungen zu erlösender Erkenntnis führt, so wie es in der Geschichte von dem zur Gruppe der sechzehn Arhats gehörenden Cūḍapanthaka (Tib. Lam phran bstan) veranschaulicht wird. Cūḍapanthaka gilt trotz seines ausgesprochen schwachen Intellekts als hochverehrter Heiliger. Seine Lebensgeschichte wird im Zusammenhang mit der XXI. Pātayantika-Regel im Vinayavibhaṅga der Mūlasarvāstivādins ausführlich geschildert. Diese Regel besagt, dass Mönche Nonnen nicht in der Lehre unterweisen dürfen, ohne vorher von der Gemeinde dazu förmlich beauftragt worden zu sein. Als Ausnahme zu dieser Vorschrift wird das Cūḍapanthakāvadāna erzählt, dessen Inhalt kurz folgender ist: Nachdem einem Brahmanen in Śrāvastī die neugeborenen Söhne wiederholt sterben, lässt er auf den Rat einer alten Frau hin den Nächstgeborenen an eine Wegkreuzung bringen, um ihn von vorbeikommenden Asketen, Bhikṣus und vom Buddha selbst segnen zu lassen. Als der Junge überlebt, wird er Mahāpanthaka genannt. Dieselben Geschehnisse begleiten die Geburt seines jüngeren Bruders, Cūḍapanthaka. Beide Brüder treten in den Orden ein. Mahāpanthaka zeigt sich überaus vernunftbegabt, während der schwachsinnige Cūḍapanthaka während der gesamten Regenzeit nicht einen einzigen Vers auswendig lernen kann und daraufhin von Mahāpanthaka des Ordens verwiesen wird. Als der Buddha Cūḍapanthaka weinend antrifft, lässt er ihn den Vihāra kehren und die Schuhe der Mönche putzen. Bei eben dieser Tätigkeit erlangt er die erlösende Erkenntnis und wird Arhat. Durch einen Vergleich dieser Erzählung der Vinayas der maßgeblichen buddhistischen Schulen mit einer zweiten Geschichte dieses Arhats, die unter anderem im Aṅguttaranikāya, in der Manorathapūraṇī, im Apadāna, in der Visuddhajanavilāsinī, in den Theragāthās, in der Theragāthaṭṭhakathā, in der Jātaka-Sammlung, in der Dhammapadaṭṭhakathā, im Paṭisambhidāmagga, in der Saddhammappakāsinī, im Udāna, in der Udānaṭṭhakathā, im Milindapañha, im Visuddhimagga, in den Anavataptagāthās, im Divyāvadāna, im Sukhāvatīvyūha und im Mahākarmavibhaṅga überliefert ist, soll die Beziehung zwischen (Nicht-)Intellektualität und Weisheit herausgearbeitet werden.