Die theologisch–philosophischen Lehren der Pādmasaṃhitā

24.07.2012

Silvia Schwarz-Linder

  • Betreuung: Gerhard Oberhammer / Karin C. Preisendanz

Diese Dissertation befasst sich mit der Pādmasaṃhitā (auch als Pādmatantra bekannt), einem der Pāñcarātra-Tradition zugehörigen Sanskritwerk südindischer Herkunft. Die Pādmasaṃhitā wird gemäss der Tradition mit der Jayākhyasaṃhitā assoziert, einem der "drei Juwelen" der heiligen Schriften des Pāñcarātra. Zitate in Werken des Pāñcarātra und des Viśiṣṭādvaita beweisen, dass die Pādmasaṃhitā nicht der Gruppe der früheren Saṃhitās zugeschrieben werden kann. Es handelt sich somit um ein vergleichsweise spätes Werk, das andererseits aber auch kaum nach dem 13. Jahrhundert verfasst worden sein kann. Bis zur Gegenwart ist die Pādmasaṃhitā eine der am meisten befolgten Saṃhitās, ein grundlegender Text in der Ausbildung der Pāñcarātra arcakas und ebenso eine Anleitung zur religiösen Praxis in vielen Śrī-Vaiṣṇava Tempeln Südindiens. Der enzyklopädische Inhalt der Pādmasaṃhitā deckt die meisten relevanten Doktrinen und Praktiken des Pāñcarātra ab. Das Werk weist dabei eine Einteilung in vier pādas auf: jñāna, betreffend Theologie, Kosmologie, Bindung und Befreiung; yoga, mit geistiger Disziplin und Meditationstechniken befasst; kriyā, über Errichtung von Tempeln, Weihung von Bildern und Ikonographie; und caryā, betreffend die Einweihung, die täglichen Rituale und die damit verbundenen Themen.Zweck der Dissertation ist eine Untersuchung der philosophischen und theologischen Lehren der Pādmasaṃhitā. Es wird somit eine Fokussierung der Betrachtung auf jñāna- und yogapāda erfolgen, genauer diejengen Abschnitte, in denen eine Darstellung der spekulativen Grundlagen von kriyā- und caryāpāda erfolgt, wo hauptsächlich die Rituale unter ihren privaten und öffentlichen Aspekten behandelt werden. Andererseits werden, da theologische Spekulation und Praxis der Rituale eng verflochten sind, Bezugnahmen auch auf die zwei letzten Abschnitte nötig sein. In der Tat bieten die Themen, welche in jñāna- und yogapāda behandelt werden, wie Schöpfungstheorien, ikonographische und theologische Charakterisierungen des Bhagavān, Meditationstechniken, die die innere Visualisierung des Herrn ermöglichen, u.s.w. das Wissen, welches der Gläubige und der arcaka beherrschen müssen, um die Bedeutung der Rituale zu verstehen und diese sachgemäß auszuführen. Die Werke des Pāñcarātra können ferner nicht als abgeschlossene und in sich vollständige Einheiten betrachtet werden, insofern sie eher aus verschiedenen Teilen bestehen, welche im Laufe der Zeit von mehreren Autoren verfasst und überarbeitet wurden. Aus diesem Grunde werden auch Parallelabschnitte aus anderen Saṃhitās diskutiert werden, um die zentralen Lehren, die in der Pādmasaṃhitā dargestellt werden, besser zu verstehen. Die Dissertation soll somit einerseits einen Beitrag zur Etablierung einer relativen Chronologie der Pādmasaṃhitā bezüglich ihrer inneren Struktur und ihrer Beziehung zu den anderen Saṃhitās leisten und andererseits Licht auf die besondere Interpretation der vielseitigen Pāñcarātra-Lehren in der Pādmasaṃhitā werfen.