Betreuung: Roque Mesquita
In fī taḥqīq mā li-l-hind legt der muslimische Wissenschaftler al-Bīrūnī (10./11. Jh. n. Chr.) die indischen Wissenschaften dar, wie er sie auf jahrelangen Reisen durch Indien kennengelernt hatte.
Abū r-Rayḥān Muḥammad b. Aḥmad al-Bīrūnī, der in erster Linie naturwissenschaftlich tätig war, beschränkt sich in dieser umfassenden Schrift nicht nur auf dieses sein Hauptforschungsgebiet; zwar widmet er sich den indischen Naturwissenschaften wie etwa der Astronomie und Mathematik sehr ausführlich, setzt sich jedoch auch mit vielen anderen Themenbereichen indischer Wissenschaft auseinander. So gibt er nicht nur einen tiefen Einblick in die Philosophie und Religion der Inder, sondern ergänzt diesen durch eine umfassende Beschreibung der zugrundeliegenden Literatur.
Al-Bīrūnīs Quellen auf dem Gebiet der indischen Philosophie und Religion waren neben mündlichen Erklärungen von Pandits, denen er auf seinen Reisen begegnete, auch die zugrundeliegenden Sanskrit-Texte, denn er scheute nicht die Mühe, Sanskrit zu erlernen, um direkten Zugang zu diesen Quellen zu haben. Diese ihm zugänglichen Texte — es handelt sich hierbei um eine Anzahl astronomischer und mathematischer Werke, verschiedene Purāṇas und, als hauptsächliche Quelle für seine Darstellungen von Philosophie und Religion, das Yogasūtra (YS) sowie die Bhagavadgītā (BhG) — werden von al-Bīrūnī häufig zitiert, um seine Darstellungen zu untermauern.
Diese Zitate aus den beiden letztgenannten Sanskrit-Werken bilden die Grundlage der Diplomarbeit.
Nach einem kurzen Vorwort, das Leben und Werk al-Bīrūnīs sowie seine Methodik beschreibt, widmet sich der in zwei Hälften gegliederte Hauptteil der Diplomarbeit — die erste Hälfte behandelt die Zitate aus dem YS, die zweite diejenigen aus der BhG — der Untersuchung der einzelnen Zitate, die durch Nennung des Werkstitels oder des Autors ("kitāb pātañǧali" für das YS, "gītā" für die BhG) von al-Bīrūnī als solche gekennzeichnet wurden.
Dabei wurde in drei Schritten vorgegangen:
(1) Zunächst war herauszufinden, welche Passagen des YS und der BhG in den Zitaten überhaupt wiedergegeben werden. Zwar leitet al-Bīrūnī jedes Zitat mit dem Namen des zugrundeliegenden Werkes ein, nähere Angaben fehlen jedoch.
Bei diesem ersten Schritt der Untersuchung zeigte sich, dass beinahe alle Zitate tatsächlich im angegebenen Werk zu finden waren. Lediglich in zwei Fällen wurde von al-Bīrūnī ein Zitat falsch zugeordnet — statt wie angegeben aus dem YS stammen zwei Zitate aus der BhG —, und für eine als Zitat gekennzeichnete Stelle fand sich gar keine Parallele.
Nachdem die den Zitaten zugrundeliegenden Passagen in den Sanskrit-Werken lokalisiert worden waren, folgte der nächste Schritt:
(2) Hierbei wurde untersucht, wie genau die Übersetzungen al-Bīrūnīs den Originalen entsprechen.
Durch eine Gegenüberstellung des Sanskrit- und des arabischen Textes — jeweils in Transkription mit deutscher Übersetzung — konnte gezeigt werden, dass es sich in den meisten Fällen keineswegs um eine wörtliche Übersetzung aus dem Sanskrit ins Arabische handelt, sondern dass vielmehr bloß eine Inhaltsangabe erfolgte. Zusätzlich war zu sehen, dass insgesamt die Passagen der BhG wörtlicher und genauer wiedergegeben wurden als die des YS. Alle Stellen, die als wörtlich wiedergegeben bezeichnet werden können, stammen aus der BhG. Dabei handelt es sich beispielsweise um BhG II 10-13, 22-23 und 31-38, VI 5-6, XV 1-6 und 13-15, XVII 14-17 sowie XVIII 41-48.
(3) In einem dritten Schritt sollte schließlich geklärt werden, wie konsequent al-Bīrūnī im Rahmen der behandelten Zitate hinsichtlich der für einen bestimmten Sanskrit-Terminus einmal gewählten Übersetzung bleibt.
Einer Aufstellung solcher häufig vorkommender Begriffe widmet sich die Conclusio der Diplomarbeit in der Hauptsache, ergänzt durch eine Tabelle im Appendix, die alle arabischen Worte auflistet, die aufgrund oftmaliger Verwendung einem oder auch mehreren Sanskrit-Termini zuzuordnen waren.
Ein weiterer Appendix listet schließlich alle zitierten sūtras des YS und ebenso alle zitierten Verse aus der BhG auf.