Betreuung: Ernst Steinkellner / Helmut Tauscher
In der Tradition des indischen Madhyamaka kommt Bhāvaviveka/Bhavya (ca. 500-570 n. u. Z.) eine besondere Position zu, da seine dialektische Methode die spätere Differenzierung der beiden Hauptrichtungen der Tradition, das Svātantrika-Madhyamaka und Prāsaṅgika-Madhyamaka, verursachte. Zu seinen wichtigsten eigenständigen Werken gehören die Madhyamakahṛdayakārikā [MH], das früheste doxographische Werk in Sanskrit, und deren einziger überlieferter Kommentar, die Madhyamakahṛdayakārikāvṛttitarkajvālā [TJ], für welche Bhavyas Autorschaft allerdings nicht unumstritten ist. MH liegt auf Sanskrit und Tibetisch vor, TJ nur in der tibetischen Übersetzung von Dīpaṃkaraśrījñāna (alias Atiśa) und Tshul khrims rgyal ba (11. Jh.). Die ersten 3 Kapitel behandeln drei Komponenten des Pfades eines Bodhisattva, i.e. den Geist des Erwachens (bodhicitta), die Ethik des Muni (munivrata) und die Erkenntnis der Wirklichkeit (tattvajñāna) mit einer Einführung in die Untersuchung des Wesens der Gegebenheiten. Die restlichen 8 Kapitel diskutieren die philosophischen Positionen der wichtigsten buddhistischen und nicht-buddhistischen Schulen.Da diese Texte von historischem Wert für ein Verständnis der Entwicklung des Madhyamaka und der indischen Philosophie im allgemeinen sind, ist deren Erschließung ein Desideratum. Die vorliegende Arbeit umfaßt eine allgemeine Einführung, eine Edition von TJ I-III.26 auf Basis der kanonischen Ausgaben von Co-ne, sDe-dge, dGa'-ldan, sNar-thaṅ und Peking und eine deutsche Übersetzung dieses Abschnittes, wobei auch die Sanskritversion von MH berücksichtigt wird.