Nachruf Elisabeth Hofstätter

von Karin Preisendanz


Mit Elisabeth Hofstätter, die nach kurzer schwerer Krankheit am 15. Februar 2019 verstorben ist, verliert das Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde eine exzellente Absolventin, eine langjährige engagierte Lektorin und eine äußerst liebenswerte Kollegin.

In idealer Weise vereinte Hofstätter die Indologie und Religionswissenschaft in einem Doppelstudium an der Universität Wien, das sie im Gebiet der Indologie im Jahr 2000 mit einer Diplomarbeit zu Zitaten und Zitierweise in Madhvas Bhagavadgītābhāṣya, im Gebiet der Religionswissenschaft im Jahr 2002 mit einer Diplomarbeit mit dem Thema „Die Göttin Kālī in Ost und West: von der blutrünstigen Stammesgöttin zur Galeonsfigur der Frauenemanzipation“ abschloss. Hieran schloss sich zunächst ein Doktoratsstudium in Indologie an. Die Dissertation mit dem Titel „Erleuchtung durch göttliche Energie: Untersuchung der Lehre von ‚śaktipāta‘ anhand einer annotierten Übersetzung des XIII. Āhnika-s von Abhinavaguptas Tantrāloka“ mit einem Umfang von fast 700 Seiten wurde im Jahr 2005 eingereicht und erfolgreich verteidigt (erschienen im Südwestdeutschen Verlag für Hochschulschriften 2017).

In den Jahren danach folgte die Publikation u.a. von mehreren Buchkapiteln im Bereich von Spiritualität, Religion und Kultur am Krankenbett, zum Altern und zur Heilung in den Religionen sowie zur spirituellen Renaissance in der Medizin, also im medizinischen Bereich, in dem Hofstätter parallel zu ihren universitären Studien und ihrer wissenschaftlichen Forschung, als biomedizinische Analytikerin beruflich tätig war, und dies mit großem Erfolg. Unermüdlich war sie ferner mittels der Abhaltung von religionswissenschaftlich und südasienkundlich fundierten Vorträgen und Durchführung von Lehrgängen an der Fortbildung des Personals des Wiener Krankenanstaltenverbunds in interreligiöser und interkultureller Kompetenz tätig.

Im Jahr 2006 wurde ihr Engagement mit dem Gesundheitspreis der Stadt Wien in der Kategorie „Medien/Öffentlichkeitsarbeit“ für ein Projekt zu Interkulturalität und Interreligiosität im Krankenhaus gewürdigt. Zuletzt war Hofstätter als Bereichskoordinatorin der zentralen Ombudsstelle der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbunds tätig. Ein weiteres Doktoratsstudium schloss Hofstätter im Jahr 2015 mit einer Dissertation im Rahmen des Doktorandenkollegs „Palliative Care und Organisationsethik“ am Institut für Palliative Care und OrganisationsEthik der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung Wien – Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, ab, mit dem Titel „Lernziel: „Spiritueller Mensch“? Eine kritische Auseinandersetzung mit Bildungsangeboten in Spiritual Care“.

Zwischen dem Wintersemester 2003/2004 und dem Sommersemester 2010 trug Hofstätter regelmäßig mit beliebten Lehrveranstaltungen im Bereich der Gender Studies (z.B. zu indischen Göttinnen in Ost und West, zur Rolle des Weiblichen im hinduistischen Tantrismus und zur Göttin Kālī) sowie im Bereich des kaschmirischen Shivaismus zum Lehrangebot des Instituts bei.

Als langjähriges Mitglied des Vereins Sammlung De Nobili trat Hofstätter mehrere Funktionsperioden hindurch als Rechnungsprüferin hervor.