Uday Prakash’s metaphorische Satire über Warren Hastings im „Wunderland Indien“

11.01.2019 15:15 - 16:45

Ines Fornell | Seminar für Indologie und Tibetologie, Georg-August-Universität Göttingen

Uday Prakash (geb. 1952), einer der profiliertesten Hindi-Autoren der Gegenwart, ist durch Übersetzungen einiger seiner Romane und Erzählungen auch im deutschsprachigen Raum bekannt geworden. In diesem Beitrag soll mit „Vāren Hesṭiṅgs kā sāṁṛ“ („Der Stier des Warren Hastings“, 1996) eines seiner populärsten Werke vorgestellt werden. In dieser Erzählung geht es um das Aufeinanderprallen von Tradition und Moderne in Gestalt des Orients und Europas sowie um die Rolle von Wissen für die Kolonialisierung des Orients. Zwar steht mit Warren Hastings, dem ersten Generalgouverneur Britisch-Ostindiens, eine bekannte Persönlichkeit der Geschichte im Mittelpunkt. Dennoch handelt es sich hierbei keineswegs um eine historisch getreue Darstellung jener Epoche der britischen Kolonialherrschaft und deren Repräsentanten, sondern um eine metaphorische politische Satire, die zugleich auch auf bestimmte Verhältnisse im postkolonialen Indien Bezug nimmt. Dabei bedient sich Uday Prakash mehrerer postmoderner Stilmittel wie Intertextualität und Ironie sowie einer überbordenden Phantasie. Bei der Begegnung des jungen Hastings mit dem „Wunderland Indien“ werden zahlreiche orientalistische Konstrukte und Klischees karikiert und persifliert. Neben einem spielerischen Umgang mit Traditionen und Mythen lassen sich häufige Grenzüberschreitungen zwischen Realem und Phantastischem sowie zwischen Historischem und Metaphorischem beobachten. Die Analyse soll nun zeigen, ob es gerechtfertigt ist, Uday Prakash’s Erzählung als Werk im Stil eines magischen Realismus postkolonialer Prägung zu bezeichnen.

Organiser:
Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde
Location:
Seminarraum 1 des ISTB, Unicampus, Spitalgasse 2, Hof 2.7, 1090 Wien