Neueste Forschungsergebnisse zur tantrischen Ikonographie der späten Malla-Zeit in Nepal

18.05.2007 15:00

Gudrun Bühnemann | University of Wisconsin

Traditionelle Brunnen im Kathmandu-Tal Nepals beherbergen gewöhnlich Skulpturen hinduistischer oder buddhistischer Götter. Ein Beispiel sind die Skulpturen tantrischer Götter in Tusāhiti, dem sog. "Königlichen Bad" im Sundarīcok von Pāṭan, das 1647 unter Siddhinarasiṃhamalla gebaut wurde. Die 78 Steinskulpturen, die meist tantrische Götter darstellen, zählen zu den bedeutendsten Kunstwerken der späten Malla-Zeit. Bisher sind nur wenige dieser Skulpturen identifiziert worden, da kein Textdokument bekannt ist, das diese komplexen Formen systematisch beschreibt. Viele der Skulpturen haben Parallelen in Steinskulpturen in einem Brunnen im Mohancok des Hanūmānḍhokā-Palastes in Kathmandu aus dem Jahre 1652.

Eine Identifikation des Pantheons in diesen beiden Brunnen würde wesentlich zur Erforschung der tantrischen Ikonographie Nepals beitragen. Beschreibungen in einem kürzlich entdeckten Ritualtext und in Inschriften sowie ein Vergleich mit ähnlichen Darstellungen in der Kunst der späten Malla-Zeit ermöglichen einige neue Identifikationen, die in diesem Vortrag vorgestellt werden. Dabei kommen die typischen Merkmale der tantrischen Ikonographie der späten Malla-Zeit zur Sprache, die buddhistische Götter in das śivaitische Pantheon integriert und buddhistische und śivaitische Motive in neuartiger Weise kombiniert.

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ISTB