In Indien spielen orale Epen und jahreszeitliche Rituale eine tragende Rolle in der Abbildung und Aushandlung sozialer Prozesse. In Ritualen verdichtet sich die soziale Ordnung, die das gesellschaftliche Leben steuert. Eines der eindrucksvollsten Rituale Mittelindiens ist Bālī Jātrā, ein bisher wenig erforschtes, mehrmonatig durchgeführtes Ritual. Bālī Jātrā wird im patrilinear zentrierten Indien im sogenannten „tribal belt“ vor allem von Frauen tradiert und inszeniert. Es ist kein sich auf vedische Schriften berufendes Ritual der Hindu, sondern ist in oralen Traditionen verhaftet. Bālī Jātrā ist mit erheblichen zeitlichen und monetären Kosten verbunden und wird ausgeführt, um die Ernte reifen zu lassen, Dorfbewohner und Vieh gesund und soziale Beziehungen in Balance zu halten, da gestörte Beziehungen Krankheit bringen. Seit einigen Jahren finden Veränderungen statt: immer mehr Gruppen führen in unterschiedlichen Regionen das Ritual aus und neuerdings nutzen und fördern Politiker die Rituale, um sich Bewohnern der Dörfer zu präsentieren. Bālī Jātrā wird von der östlichen Grenzregion des Bundesstaats Chhattisgarh über Odisha bis zur westlichen Grenze von Andhra Pradesh und Telangana in ver-schiedenen Variationen ausgeführt.
Ideen von Gesellschaft, Gender und Gesundheit im Spiegel des Bālī Jātrā Rituals im mittleren Indien
13.10.2016 18:30 - 20:00
Organiser:
Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde
Location:
Seminarraum 1, , Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde, AAKH, Spitalgasse 2, Hof 2.7, 1090 Wien
Verwandte Dateien
- 2016-10-13_-_Otten.pdf 181 KB