Barawa Gyeltsen Pelzang, der Gründer der Barawa Kagyüpa ('Ba' ra ba bKa' brgyud pa), einer tibetischen Lehrtradition, die seit dem 14. Jahrhundert besteht, gilt als großer Gelehrter seiner Zeit, der nicht jeden als Schüler angenommen hat. Obwohl er der Meinung war, dass niedergeschriebene Worte unrein seien, hat er zahlreiche buddhistische Schriften verfasst, die bis heute erhalten sind. Seine Lehren bilden einen Grundstock der Barawa Kagyüpa und wurden auch innerhalb anderer tibetischer Lehrtraditionen weitergegeben. Umso verwunderlicher ist es, dass dieser umfangreiche Textkorpus bislang nur vereinzelt Beachtung gefunden hat.
Zudem kann Barawa Gyeltsen Pelzang als Grenzgänger verstanden werden, der nicht nur geographische Grenzen überwunden hat. Neben einführenden Erläuterungen zur Lehrtradition der Barawa Kagyüpa bietet der Vortrag Einblick in das Leben, Wirken und die Werke von Barawa Gyeltsen Pelzang, einer bemerkenswerten tibetischen Persönlichkeit des 14. Jahrhunderts.
Dr. Marlene Erschbamer ist Postdoktorandin an der LMU München. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen die tibetische Lehrtradition der Barawa Kagyüpa, Sikkim und Himalaya Studien sowie die Schnittpunkte von Religion, Natur und Kultur im tibetischen Kulturraum.