Von Österreich über Pennsylvania nach Lhasa - durch seine internationale Zusammenarbeit konnte Ernst Steinkellner große Fortschritte in der Erforschung des indischen Buddhismus erzielen. Er gilt als Grandseigneur der österreichischen Tibetologie. 1937 in Graz geboren, studierte er allerdings zunächst Germanistik und Anglistik, wechselte das Fach und widmete sich der Indologie. Besonders seine Tätigkeit in den USA, wo er an der Universität in Pennsylvania forschte und lehrte, brachte Kontakte, die den Weg zum Interessensgebiet Tibet öffneten. Um nach Tibet reisen zu können, musste sich Steinkellner immer wieder mit den chinesischen Machthabern arrangieren, was nicht immer leicht war und oft vieler Überredungskunst und auch festlicher Gelage mit Alkohol bedurfte.
1973 gründete er an der Universität Wien das Institut für Buddhismuskunde und Tibetologie, das er bis zum Jahr 2000 leitete. Von1998 bis 2006 war er Direktor des Instituts für Kultur- und Geistesgeschichte Asiens an der Akademie der Wissenschaften. Die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Tibetforschungszentrum eröffnete den Zugang zu tausenden Sanskrit-Handschriften in Tibet, was dem Übersetzer von Sanskrittexten Stoff für mehr als ein Leben bietet. Eine seiner aus dem Sanskrit ins Deutsche übersetzten Publikationen trägt als Buch den Titel "Der Weg des Lebens als Erleuchtung". Er selbst bezeichnet sich als nicht besonders religiös, ihn hat vor allem fasziniert zu beobachten, wie die tibetische Kultur sozusagen aus dem Mittelalter in das 20. Jahrhundert katapultiert wurde.
Gestaltung: Petra Herczeg-Rosenberg
↗︎ Zum Nachhören: https://oe1.orf.at/player/20190929/573299