Das auf Sanskrit, Chinesisch und Tibetisch erhaltene Kapitel zum Rechten Verhalten (Śīlapaṭala) in der Bodhisattvabhūmi zeigt sich bei einer genaueren Analyse als ein Produkt eines kompilatorischen Prozesses mit einer komplexen textgeschichtlichen Dimension. Im Vortrag sollen unter Zuhilfenahme weiterer auf Chinesisch erhaltener Textzeugen einige dieser Prozesse aufgedeckt und ihre Hintergründe diskutiert werden. Da es sich um ein relativ frühes Werk handelt, das das rechte Verhalten eines Bodhisattva systematisch darzulegen versucht, wird inhaltlich ein besonderer Augenmerk auf den Fragen liegen, welche Elemente mahāyānistischer Ethik sich darin offenbaren und von welchem Selbstverständnis diese Verhaltensregeln für den Bodhisattva geleitet sind.