Der Sanskrit-Grammatiker und buddhistische Autor Candragomin lebte in der Mitte des 5. Jahrhunderts. Es werden ihm über 50 Werke zugeschrieben, aber man geht davon aus, dass eine große Zahl von ihnen nicht von ihm, sondern von einem später lebenden Namensvetter stammt. Die bisherige Forschung Michael Hahns und seiner Schüler hat ergeben, dass nur wenige dieser Werke als authentisch anerkannt werden können. Letztendlich lassen sich dem Grammatiker Candragomin nur das Schauspiel Lokānanda, “Eine Freude für die Menschen”, und ein literarischer Lehrbrief mit dem Titel Śiṣyalekhā, “Brief an einen Schüler”, sicher zuschreiben.
In diesem Vortrag werden zwei Hymnen, die Candragomin zugeschrieben werden, vorgestellt. Der Sanskrittext dieser beiden Werke findet sich in einem neu aufgefundenen codex unicus. Das Jambhalastotra, der “Lobgesang auf [den Gott des Reichtums] Jambhala”, besitzt ausge-prägte Charakterzüge der Jambhala-Sādhanas, die ebenfalls unter dem Namen Candragomins überliefert sind. Der Deśanāstava, der “Hymnus in Form eines Sündenbekenntnisses”, wiederum weist deutliche Parallelen zur Śiṣyalekhā auf, enthält jedoch beinahe 30 Fachbegriffe des Yogācāra. In seiner Geschichte des indischen Buddhismus bezeichnet der tibetische Gelehrte Tāranātha (16./17. Jahrhundert) interessanterweise Candragomin als Anhänger des Yogācāra, welche Zuordnung jedoch von Hahn bezweifelt wurde.
Im Schlussteil des Vortrags wird die Autorschaft der beiden Werke diskutiert werden.
Der Vortrag wird auch digital übertragen. Die Teilnahme ist möglich unter: https://moodle.univie.ac.at/mod/bigbluebuttonbn/guestlink.php?gid=gFHR6acoOZuM
Für die Teilnahme vor Ort gelten die jeweils aktuellen Covid19 Maßnahmen der Stadt Wien.