Der Bodhicaryāvatāra („Eintritt in den Weg zum Erwachen“) ist ein spirituelles Kompendium für jene, die den Weg eines Bodhisattva beschreiten, also für die, die ihr Streben nach dem Erwachen bzw. der Erleuchtung ganz in den Dienst der Erlösung aller anderen Lebewesen stellen. Den Mitwesen zu dienen, so heißt es hier, ist die wahre Verehrung des Buddha. Inzwischen gehört dieser mahāyāna-buddhistische Text, der aus dem Indien des 7./8. Jahrhundert stammt, zu den am meisten übersetzten und gelesenen buddhistischen Schriften überhaupt. Der 14. Dalai Lama hat ihn wiederholt als seinen ganz persönlichen spirituellen Leitfaden bezeichnet. Heute steht er im Mittelpunkt intensiver philosophischer Debatten um die buddhistische Ethik und gewinnt nun auch im christlich-buddhistischen Dialog zunehmend an Bedeutung.
Mit „Buddha Mind – Christ Mind“ liegt erstmals ein aus christlicher Sicht verfasster vollständiger Kommentar zum Bodhicaryāvatāra vor. Perry Schmidt-Leukels Kommentar erscheint gemeinsam mit einer neuen englischen Übersetzung des Grundtextes durch Ernst Steinkellner. Das Leitmotiv des Bodhicaryāvatāra ist die Spannung zwischen den unheilsamen „Befleckungen“ und dem „Geist des Erwachens“ (bodhicitta). In seinem Vortrag wird Schmidt-Leukel vor allem auf die bemerkenswerte Parallele zur Spannung zwischen „Fleisch“ und „Geist“ bei Paulus eingehen. Nach seiner Überzeugung belegt diese Parallelität eine bedeutsame Geistesverwandtschaft zwischen dem Geist des Buddha und dem Geist Christi.
Perry Schmidt-Leukel ist Professor für Religionswissenschaft und interkulturelle Theologie an der Universität Münster.