Der Vortrag behandelt die Thematik südindischer Sakralanlagen nicht wie üblich aus dem Blickwinkel des Kunsthistorikers, sondern aus der Sicht des Architekten und Architektur-historikers. Die mittelalterliche Sakralarchitektur Südindiens wird hier somit nicht nur auf ihre künstlerischen Qualitäten hin untersucht, sondern auch in der Umsetzung architekto-nischer Prinzipien analysiert – im Besonderen jener, welche auch in verschiedenen ande-ren Baukulturen auftreten. Im Zentrum der Betrachtungen stehen dabei die Aspekte Funktion, Konstruktion, Form und Symbolik, welche in ihrem Zusammenwirken im Wesentlichen den Begriff der architektonischen Qualität bestimmen.
Weitere Themenschwerpunkte des Vortrags bilden die Wertigkeiten mathematisch-geo-metrischer Bezüge, welche den Planungen von Sakralanlagen zugrunde liegen, weiters die Konzeption von Baukörpern nach den architektonischen Prinzipien von Vertikalität und Horizontalität als Ausdruck hierarchischer Ordnungen im Gesamtkomplex, die Wirkungen von Perspektive und optischer Täuschung, wie auch Konzepte von Eingangssequenzen und des Umschreitens in ihrer architektonischen Umsetzung im Sakralbau Südindiens. Über-legungen zur Orientierung im Sakralbau, nicht nur auf die bekannte Ausrichtung nach Himmelsrichtungen bezogen, sondern im Besonderen auch auf die Ausrichtung von Baukörpern innerhalb der Kultanlagen, bilden den Abschluss des Vortrags. Damit wird der Kreis der Betrachtungen geschlossen, der die Sakralarchitektur Südindiens in ihrer Syn-these von Funktion, Konstruktion, Form und Symbolik zeigen soll.