Wirkungsvolle Substanzen in Sowa Rigpa und Buddhistischen Ritualen

11.06.2018 - 31.12.2024

Leitung: Barbara Gerke

FWF, P30804

Mitarbeiter:

  • Calum Blaikie (affiliated researcher)
  • Tawni Lynn Tidwell (affiliated researcher)
  • Jan van der Valk

Das Projekt pausierte von 25.7.2020 bis 24.4.2022.


In der tibetischen Heilkunst (Sowa Rigpa) und in buddhistischen Ritualen werden Substanzen in überraschend ähnlicher Weise verwendet: sie werden zu Pillen verarbeitet, geweiht und aufgenommen. Das deutet auf eine faszinierende Überschneidung zwischen den medizinischen und rituellen Domänen hin, beruhend auf der Verflechtung ihrer Geschichte und der Wirksamkeit ihrer Substanzen. Dieses Projekt untersucht erstmals was genau eine Substanz “wirkungsvoll“ macht. Wie wird “Wirksamkeit“ durch Verarbeitung und rituell verstärkt? Da in Ritualen die Sinne und in der Sowa Rigpa Pharamakologie besonders Geschmack und Geruch bei der Bearbeitung von Materialien von großer Bedeutung sind, wollen wir herauszufinden, in welcher Form Praktizierende Substanzen, hauptsächlich mit Hilfe ihrer Sinne als “wirkungsvoll“ ansehen und/oder einschätzen und wie sie in der Praxis Wirksamkeit beeinflussen, etwa durch Mischen und spezielle Aufbereitung, wie es in den tibetischen Texten beschrieben und mündlich übermittelt wird. Basierend auf Tim Ingolds theoretischem Ansatz zu “Substanzen-im-Werden“ (“substances-in-becoming”), der vorschlägt, mit den Eigenschaften von Substanzen zu arbeiten und diese als Quelle ihrer “agency” zu sehen, testen wir die folgende Hypothese: Sowohl medizinische als auch rituelle Praktiker nehmen “Wirksamkeit“ als ein Potential wahr, das Substanzen innewohnt, und das durch geschickte Interventionen verwirklicht und verstärkt werden muss, um wirkungsvoll zu werden. Kurz: Wirksamkeit entsteht in der Praxis erst durch die Transformation von Substanzen.

Auf Basis der Kombination von Methoden aus der Medizinethnologie, Ethno-Biologie und Tibetologie werden wir bisher unerforschte fundamentale Gemeinsamkeiten und die verflochtenen Geschichten von Substanzen zwischen Sowa Rigpa und buddhistischen Ritualen untersuchen.

Der Arzt und ordinierte Mönch Tsultim Gyatso mahlt Calcit (cong zhi) in Ladakh