- Betreuung: Marion Rastelli
Der berühmten Kaṭha-Upaniṣad wurde oft Inkohärenz und Widersprüchlichkeit unterstellt: Das vedische Feuerritual, das in ihr erwähnt wird, ließ sich in den Augen der meisten Interpreten nicht mit der Erkenntnislehre und den Yoga-Praktiken, die den Großteil des Textes ausmachen, vereinbaren. Meine Master-Arbeit versucht zu ergründen, wie ein derart heterogener Text zu Stande kommen konnte. Meine Behauptung ist, dass die Kaṭha-Upaniṣad verfasst wurde, um die Existenz einer unsterblichen Seele gegenüber den "nihilistischen" Buddhisten zu verteidigen. Indem darüber hinaus das alte Heilsziel des Himmels mit der Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten identifiziert wurde, sollte der Yoga als vedische Lehre im Sinne der Brahmanen neu legitimiert werden.
Eine textlinguistische Analyse soll zeigen, wie der Text verfasst wurde. Die Kaṭha-Upaniṣad wird zu diesem Zweck vollständig übersetzt und auf ihre Kohäsion und Kohärenz hin untersucht. Die Arbeit stellt die oft vertretene Auffassung, dass sich auf Basis des überlieferten Textes eine kohärente und widerspruchsfreie Urfassung der Upaniṣad rekonstruieren lässt, in Frage. Sie soll vielmehr zeigen, dass die Kompilation bereits bestehenden Textmaterials von Anfang zur Kaṭha-Upaniṣad gehörte und dass diese konzipiert wurde, um unterschiedliche Heilswege und -ziele miteinander zu verbinden. Um zu klären, auf welche Weise diese miteinander in Beziehung gesetzt werden konnten, werden die zu Grunde liegenden religiösen Konzepte vor dem Hintergrund ähnlicher Texte eingehend behandelt.