- Betreuung: Karin Preisendanz
Das Wort daiva wird in der indologischen Literatur öfters einfach mit "Schicksal" übersetzt und der dahinter stehende Begriff als solcher nicht weiter hinterfragt. Er gehört zur Gruppe der so genannten Weltanschauungskategorien, deren Untersuchung zum tieferen Verständnis des Denkens und Fühlens des homo indicus verhelfen kann. Bei genauerem Hinsehen jedoch stellt sich heraus, dass im großen Sanskritepos Mahābhārata auch andere Worte, wie zum Beispiel niyati, vidhi, vihita, diṣṭa, bhāgadheya, bhāgya, haṭha, karman und kāla, die sich auf Begriffe im weiteren semantischen Umfeld von daiva beziehen, unter Umständen im Sinne von "Schicksal" verstanden werden können. Somit stellen eine gründliche Untersuchung der Verwendung dieser Verwandten, aber doch verschiedenen Sanskrit-Worte, und eine hermeneutische Reflexion über die mit diesen Worten verbundenen Begriffe, unter kritischer Betrachtung auch unseres alltäglichen und wissenschaftlichen Sprachgebrauchs, ein Desiderat dar, dem nachzugehen diese Diplomarbeit in bescheidenem Ausmaße und auf daiva beschränkt versuchen wird. Verschiedene Belegstellen zu daiva im Mahābhārata sollen gesammelt und ausgewählte unter ihnen auf unterschiedlicher Ebene kritisch ausgewertet werden: sprachlich, inhaltlich und strukturell-kompositorisch. Die Arbeit versteht sich somit als Prolegomenon zur Erforschung speziell der "Schicksals"-Kategorien als auch — in methodischer Sicht — von Weltanschauungskategorien generell, die uns im umfangreichen Sanskrit-Schrifttum entgegentreten.