Die Sanskrit-Manuskripte der Woolner-Sammlung, Lahore

01.11.2007 - 28.02.2011

Leitung: Karin Preisendanz

FWF, P20268

Mitarbeiter:

  • Thomas Kintaert (01.11.2007-28.2.2011)
  • Himal Trikha (15.6.2009-31.1.2011)
  • Dominik Wujastyk (01.09.2009-28.2.2011)

Dem Projekt ist es gelungen, Informationen zu einem Teil einer bedeutenden, aber weitgehend unzugänglichen und wenig erforschten Sammlung von Sanskrit-Manuskripten (Mss.), der A.C. Woolner-Sammlung der Punjab University Library, Lahore, Pakistan, der Wissenschaftswelt wieder zugänglich zu machen und kodikologische sowie prosopographische Untersuchungen hierzu durchzuführen. Dank der Zusammenarbeit der Punjab University und ihrer Bibliothek sowie der Geumgang University, Nonsan, Südkorea, konnten die ersten und letzten Blätter, die die essentiellen identifikatorischen und prosopographischen Informationen enthalten, von mehr als der Hälfte des Bestandes an 1.266 philosophischen Mss. der Sammlung für diese Untersuchungen digitalisiert werden. Es wurde eine ausgefeilte relationale Datenbank zur on-line-Katalogisierung und zum differenzierten Suchen und Durchblättern geschaffen, zur Verwendung durch die Bibliothek selbst und die Wissenschaftler an der Punjab University sowie die internationale Forschergemeinschaft. Die Suche und das Durchblättern ermöglichen den Zugang zu einen großen Menge von Informationen nicht nur über die Mss. als physische Objekte, sondern auch über die Verfasser der in ihnen enthaltenen Werke, die Werke selbst, die Schreiber und Zeit- und Ortsangaben, sowie zu weiteren prosopographischen Informationen. Auf diese Weise werden die physischen und ideellen Objekte, die durch ein Ms. dargestellt werden, in Zeit, Raum und Gesellschaft, d.h. in diesem Fall: in der Geistesgeschichte Südasiens, kontextualisiert und können als Teil von komplexen und miteinander verwobenen, Zeit und Raum umspannenden Netzwerken identifiziert werden. Solche Kontexte und Netzwerke sind immer noch größtenteils schwer fassbar und wenig erforscht. Der on-line-Katalog mit tief- und weitgehenden Beschreibungen von insgesamt 278 philosophischen Mss. hebt nicht nur die Bedeutung der individuellen Mss. und der Sammlung hervor, sondern leistet einen Beitrag zu diesem faszinierenden Arbeitsgebiet. Ferner wurde eine Studie der Entstehungsgeschichte der Sammlung in Angriff genommen, einschließlich ihrer Verbindungen zur frühen Geschichte von Manuskriptsammlungen im Punjab und zur Kulturgeschichte Lahores von ca. 1880 bis 1947, das zu dieser Zeit eine für Gelehrsamkeit und Kultur verschiedener Traditionen berühmte Stadt und Heimat einer blühenden sanskritischen Kultur war. Es wurde auch ein erstes Profil des prosopographischen und philosophischen Gehalts der Mss. der Sammlung erstellt. Außerdem wurde tiefgehende philologische Arbeit zu einem bisher nicht verwendeten Ms. des Nāṭyaśāstra (NS), des Grundlagenwerks der altindischen Theaterwissenschaft, in der Sammlung geleistet. Der Text des fünften Kapitels dieses Werks, das mit den rituellen Präliminarien einer Theatervorstellung befasst ist, wurde mit den Lesungen drei bisher nicht verwendeter nepalesischer Mss. und vier gedruckter Ausgaben, einschließlich ihrer Varianten, kollationiert. Der resultierende vergleichende Text bietet eine erheblich verbesserte philologische Basis für eine Monographie zum fünften Kapitel sowie für zukünftige Forschung zu seinen verschiedenen Aspekten. Schließlich erwies sich ein musikologisches Ms. als sehr interessant: es enthält drei aus keiner anderen Quelle bekannte Strophen, die dem Dattilam, dem einzigen Werk – neben dem NS – zu den melodischen und rhythmischen Elementen der altindischen Musik, entnommen sind und somit wichtiges textliches Vergleichsmaterial darstellen.


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