Das Projekt ist als erste Phase eines längerfristigen Unterfangens gedacht, das sich die Untersuchung des Status von 'Gestalten' oder 'Aspekten' (ākāra) in indischer buddhistischer Philosophie zum Ziel setzt. Als erster Schritt in Richtung einer umfassenden historischen sowie theoretischen Studie dieses Themas umfaßt das gegenwärtige Projekt zwei konkrete Ziele: (a) Den Beginn einer kritischen Ausgabe von Jñānaśrīmitras Sākārasiddhiśāstra (SSŚ) gemeinsam mit einer Übersetzung und einer Strukturanalyse; (b) eine Untersuchung der Rolle der verschiedenen relevanten Standpunkte als konstitutiv für verschiedene doktrinäre Modelle des Buddhismus in der Darstellung des SSŚ.
Dabei wird konzeptuell zwischen den Problemkomplexen der 'Gestaltfrage' und des 'Aspektproblems' unterschieden. Unter 'Gestaltfrage' sind jene Diskussionen in indischen philosophischen Texten zu verstehen, in denen die Präsenz einer 'Gestalt' oder eines 'Eindruckes' in Bewußtseinszuständen thematisiert wird, wogegen die Kategorie 'Aspektproblem' Diskussionen über den Status des subjektiven und objektiven Aspekts eines einheitlichen Erkenntnisphänomens im Bewußtsein umfaßt.
In den Texten der erkenntnistheoretischen 'Schule' werden 'Gestaltfrage' und 'Aspektproblem' nebeneinander diskutiert, oft in komplexen Argumentationsgängen miteinander verschlungen, sodaß eine Untersuchung ihrer historischen und theoretischen Beziehung ratsam erscheint.
Die enge Verbindung dieser beiden Problemkomplexe mit der Präsenz sowohl repräsentationalistischer als auch idealistischer Elemente in der erkenntnistheoretischen 'Schule' legt des weiteren eine Untersuchung der Frage nahe, auf welche Weise die jeweiligen Standpunkte zur 'Gestaltfrage'/zum 'Aspektproblem' als die entsprechenden doktrinären 'Schulen' buddhistischer Philosophie konstituierend betrachtet werden. In weiterer Folge sind von diesem Projekt also präzisere Beschreibungen des systematischen wie historischen Verhältnisses von erkenntnistheoretischer 'Schule' einerseits und doktrinären oder dogmatischen 'Schulen' andererseits zu erwarten.