Woher kommt der Yoga, und wo führt er hin?

21.06.2015 18:00 - 20:00

Philipp Maas | Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde, Universität Wien

Auf Anregung der indischen Regierung hat die Generalversammlung der Ver-einten Nationen unlängst den 21. Juni zum internationalen Tag des Yoga er¬klärt und dabei „globale Gesundheit“ sowie „eine bessere individuelle Lebens¬führung …, die frei von jeglicher Maßlosigkeit ist“ als Ziele definiert, zu deren Verwirklichung die Ausübung von (und Aufklärung über) Yoga bei¬tra¬gen kann. Das Wort „Yoga“ bezeichnet hier zunächst die semi-säkulare Pra¬xis von Körperhaltungen und -übungen, die heute in der modernen glo¬ba¬li¬sierten Welt weit verbreitet ist. Gemäß jüngeren Forschungen hat sich der glo¬bale Haltungs-Yoga aus der Begegnung moderner „westlicher“ Kulturen mit post-traditionellen Gesellschaften Südasiens entwickelt. Diese führte zu einer Synthese vielfältiger Geistesströmungen, unter denen sich Anschauungen europäischer Gymnastik- und Bodybuilding-Bewegungen, Vorstellungen des indischen Nationalismus und des politischen Hinduismus sowie Ansichten teils noch wenig bekannter Yoga-Traditionen ausmachen lassen. Vielen Vertretern des modernen Haltungsyogas gilt jedoch die älteste auf Sanskrit erhaltene systematische Darstellung des Yoga, das Pātañjalayogaśāstra (oder vielmehr der unter dem Titel Yogasūtra bekannte Auszug aus diesem Werk), als Grundlage und Bezugspunkt der eigenen Theorie der Yoga-Praxis. Dieses gegen Ende des vierten Jahrhunderts unserer Zeit im heutigen Indien verfasste Werk spiegelt weit zurückreichende Entwicklungen der Religions- und Philosophiegeschichte Südasiens wieder, die der Vortrag zu Beginn nachzeichnet. Daran anschließend stellt er Vorstellungen aus Patañjalis Yoga-Werk vor, die sich auf den Ursprung und das Ziel des Yoga beziehen. Schließlich sucht der Festvortrag Antworten auf die Frage, welche Rolle Patañjalis Ideen für das Erreichen der oben genannten globalen Ziele spielen können.


Dr. Philipp André Maas ist Universitätsassistent am Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde der Universität Wien und Alumnus der Universität Bonn, an der er Indologie, Vergleichende Religionswissenschaft, Tibetologie und Philosophie studierte. Er ist Herausgeber der ersten kritischen (Teil-)Edition des autoritativen Yoga-Lehrwerkes des Patañjali (Pātañjalayogaśāstra) und Autor einer Vielzahl wissenschaftlicher Aufsätze u.a. zu verschiedenen Aspekten der Yoga-Philosophie, zu yogischen Meditationen, sowie zur Rezeptions- und Textgeschichte des Pātañjalayogaśāstra. Seine weiteren Forschungsschwerpunkte sind u.a. die vormoderne Geistesgeschichte Südasiens und der frühe Ayurveda.

Organiser:
Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde & Indian Embassy Vienna
Location:
Hörsaal A, Universitätscampus Spitalgasse 2, Hof 2, Eingang 2.2 1090 Wien