Von verratenen Kriegern und exzentrischen Glücksrittern. Bhisham Sahnis historischer Roman Mayyādās kī māṛī

08.04.2016 15:15 - 16:45

Ines Fornell | Seminar für Indologie und Tibetologie, Georg-August-Universität Göttingen

Die Handlung des Romans Mayyādās kī māṛī (Das Herrenhaus des Mayyadas, 1988) des Hindi-Autors Bhisham Sahni (1915–2003) ist in einer Kleinstadt zwischen Jhelum und Sargodha (im heutigen Pakistan) des noch ungeteilten Punjabs angesiedelt und erstreckt sich über einen Zeitraum von mehreren Dekaden: vom Niedergang des Khalsa Raj, des Reiches der Sikhs, und der Übernahme der Macht durch die Briten bis etwa zum Ende des 19. Jahrhunderts. Mit großer Meisterschaft stellt Sahni die Auswirkungen der politischen und ökonomischen Umbrüche auf das Leben der Bewohner der Kleinstadt dar, insbesondere anhand von Vertretern mehrerer Generationen des titelgebenden Herrenhauses, welches als Verknüpfungspunkt verschiedener Handlungsstränge und als Metapher dient.

Bereits in seinem Klassiker Tamas (Die Finsternis, 1973) hatte es Sahni hervorragend verstanden, unterschiedlichste Verhaltens¬muster von Menschen in Ausnahmesituationen herauszuarbeiten, nämlich am Beispiel der religiösen Unruhen in seiner Heimatstadt Rawalpindi kurz vor der Teilung Britisch-Indiens im Jahre 1947. Um die Bewährung oder Nicht-Bewährung von Menschen in extremen Situationen geht es auch in Mayyādās kī māṛī, doch darüber hinaus werden die Bewohner der Kleinstadt auch in ihrem Kampf um Macht und Selbstverwirklichung sowie in ihrem Ringen mit den Konflikten des Alltags dargestellt.

Anhand von Mayyādās kī māṛī soll in diesem Vortrag das Wirkungs-potential von im unabhängigen Indien entstandenen historischen Hindi-Romanen mit regionalspezifischer Verortung erkundet werden.

Organiser:
Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde
Location:
Seminarraum 1, AAKH, Spitalgasse 2, Hof 2.7 1090 Wien