Hiṅglāj Devī. Identität, Wandel und Konsolidierung an einem Hinduschreinin der Islamischen Republik Pakistan

27.11.2015 15:05 - 16:45

Jürgen Schaflechner | Südasien-Institut, Universität Heidelberg

 

In den letzten drei Jahrzehnten entwickelte sich der Schrein der Hiṅglāj Devī verstärkt zu einem religiösen Mittelpunkt verschiedenster pakistanischer Hindugruppierungen. Ungefähr 250 Kilometer von Karachi entfernt, gelegen inmitten der kargen baluchistanischen Wüste, stand Hiṅglāj traditionell für eine der schwierigsten, aber auch spirituell lohnendsten Pilgerreisen im Hindu-Kosmos. Mit der Fertigstellung des Makran Coastal Highway im Jahr 2003, der den Pilgerort Hiṅglāj nun mit den urbanen Zentren Pakistans verbindet, musste dieser Mythos der beschwerlichen, aber verdienst-vollen Reise nachkorrigiert werden. Diese Dislokation wurde vor allem von den Lasi Lohanas, einer lokalen Händlerkaste, instrumentalisiert, die sich durch die Etablierung einer Tempelorganisation (Hiṅglāj Sevā Maṇḍalī) und die damit einhergehende Institutionalisierung der Pilgerreise weitgehend die Interpretationshoheit über Hiṅglāj sicherten. Durch die Arbeit der Maṇḍalī wurden nicht nur andere, meist unterkastige Interpretationen der Hiṅglāj ausgeschlossen, sondern auch lokale und kastenspezifische Praktiken der Lasi Lohanas als universelle und wahre Tradition am Schrein konsolidiert.

Dieser Vortrag gibt einen Überblick über die Geschichte, den Wandel und die gegenwärtige Bedeutung von Hiṅglāj als kulturelles Zentrum für Hindus in Pakistan.

Organiser:
Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde
Location:
Seminarraum 1, Universitätscampus, Spitalgasse 2, Hof 2.1 / 2.7, 1090 Wien