Die Darstellung von Konflikten in mittelalterlichen Sanskrit-Inschriften

30.11.2023 17:30 - 19:00

Annette Schmiedchen | Institut für Asien- und Afrikawissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

Der Vortrag soll sich der Frage zuwenden, welche Hinweise und Informationen zu politischen und religiösen Konkurrenzsituationen und daraus folgenden Kon-flikten aus Sanskrit-Inschriften erschlossen werden können.

Da ein Großteil der epigraphischen Hinterlassenschaften des indischen Mittelalters aus Inschriften von Herrschern und anderen Angehörigen des höfischen Milieus besteht, sind diese Quellen in der Regel reich an Belegen für politisch-militärische Rivalitäten und auch für Auseinandersetzungen zwischen konkurrierenden Regionaldynastien. Die epigraphischen Corpora diverser Königshäuser bilden darüber hinaus Spannungen mit Vasallenfürsten sowie inner-dynastische Kontroversen ab. Ziel dieses Vortrages ist es, unter Bezugnahme auf die einschlägigen Inschriften verschiedener Dynastien das Spektrum der Darstellung von Konflikten in diesen Quellen zu beleuchten. Während in einigen Inschriftentraditionen konkrete Auseinandersetzungen mit Konkurrenten weit-gehend ausgeblendet wurden, werden sie in anderen ausdrücklich thematisiert. Die entsprechenden Berichte reichen von traditionellen Verweisen auf dynastie-spezifische Feindbilder bis zu ausführlichen Schilderungen tatsächlicher Konfliktsituationen. Als besonders facettenreich erweisen sich dabei häufig die Beschreibungen von Rivalitäten und Spannungen zwischen den verschiedenen Mit-gliedern ein und derselben Dynastie, beispielsweise im Kontext von Thronfolgestreitigkeiten.

Da die höfischen Inschriften des indischen Mittelalters sehr häufig im Zusammenhang mit Stiftungen stehen, geben sie zum Teil auch direkt bzw. indirekt Aufschluss über Konkurrenz und Streitigkeiten zwischen den verschiedenen potentiellen Begünstigten dieses religiösen Patronats. Um das Bild abzurunden, sollen einige exemplarische Fälle für dieses Phänomen ebenfalls zur Sprache kommen.


Annette Schmiedchen ist Indologin mit den Spezialgebieten Vormoderne Geschichte Indiens und Sanskrit-Epigraphik. Sie hat zu den Inschriftencorpora der Maitraka- und der Rāṣṭrakūṭa-Dynastie in West- und Zentralindien und insbesondere zu den Themenkomplexen des religiösen Stiftungswesens in buddhistischen, brahmanisch-hinduistischen und jinistischen Kontexten sowie zu Fragen von Herrschaftsrepräsentation und -legitimation im vormodernen indischen Kulturraum gearbeitet.

Organiser:
Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde
Location:
Seminarraum 1 des ISTB, Universitätscampus, Spitalgasse 2, Hof 2.7, 1090 Wien