Der Tod eines Königs, oder: Was es braucht, ein Rajput zu werden

14.03.2014 15:15 - 16:45

Georg Berkemer | Institut für Asien- und Afrikawissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin

Heute weiß jedes Schulkind in Andhra Pradesh, dass die Nachfahren der Könige von Bobbili und Vizianagaram nicht nur Politiker, sondern auch Rajputen sind. Denn es steht so in den Klatschspalten der Presse und im Geschichtsbuch (bzw. in Wikipedia). Der Beweis ist leicht zu erbringen, denn die besagten Familien heiraten seit Generationen in die höchsten Herrscherhäuser von Rajasthan und Nepal.

Doch wie kam es dazu? Um dies zu klären, ist ein Blick in das Jahr 1794 nötig, in dem eine britische Kanonenkugel Rajputen machte. Von dort begann eine der Narrativen um Heldentum und Patriotismus, wie sie bis heute weitererzählt werden.

Doch der Blick der Geschichtswissenschaft geht weiter in die Vergangenheit hin zum Ende der französischen und zum Beginn der britischen Herrschaft in (Süd-)Indien um 1757, als ein ähnliches Ereignis zu einem ähnlichen Resultat führte.

Auch kann, geschichtstheoretisch betrachtet, diese kleine Episode am Rand der großen Geschichte ein Beispiel dafür sein, wie Regionalgeschichte und nationale Metanarrative einander bedingen.

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