Cakrasamvara und Synkretismus im Nord-West-Himalaya

14.05.2008 16:00

Andrea Loseries-Leick | Department of Indo-Tibetan Studies, Visva Bharati Santiniketan/Westbengal

Der Cakrasaṃvara Tantrazyklus, als Muttertantra (ma rgyud) der Anuttarayogatantraklasse eingestuft, ist ein integraler Teil der "späteren Verbreitung" des Buddhismus in Tibet (phyi dar). Er wird hauptächlich nach zwei Traditionen praktiziert: der Luipa Siddha Tradition und die Marpa Tradition, die auf die Siddhas Ghantapa und Nagpopa zurückgeht. Luipa hat, wie die meisten der Mahāsiddhas, Tantras und Sahajayoga synkretistisch, also ohne Unterscheidung zwischen "buddhistischer" und "hinduistischer" Tradition praktiziert, da die Essenz des tantrischen Prinzips sich weniger auf Analysen geistiger Wahrnehmung bezieht, sondern körperbezogen hauptsächlich auf Energiearbeit beruht. Im Nord-Westhimalaya und generell in Westtibet treffen verschiedenste spirituellen Strömungen aufeinander: Bon, g.yung drung Bon, shivaitische Traditionen und tibetischer Buddhismus sind sowohl als klerikale als auch schamanisch-volkstümliche Religionspraktiken verbreitet. Das tibetische Vajrayāna tritt hauptsächlich mit dem Kult des Cakrasaṃvara und seinen zahlreichen Pilgerorten in Erscheinung, wobei diese, an bedeutsamen Kraftplätzen oder Bergübergängen gelegen, oft Merkmale von Buddhifizierung eines ursprünglich shivatischen oder Bonpo Kultortes aufweisen. Ebenso finden sich hinduistische Pītha an buddhistischen Pilgerstätten. Dieser für den Nord-Westhimalya typische Synkretismus soll hier analysiert werden.

Organiser:
ISTB