Ayurveda und Philologie: Gangadhar Ray Kaviraj und sein Erbe

01.05.2022 - 31.01.2025

Leitung: Cristina Pecchia

FWF, P 35906

Mitarbeit:

  • Sudipta Munsi

Kooperationspartner:

  • Li, Charles
  • Maas, Philipp A.
  • Puthiyedath, Rammanohar
  • Mukharji, Projit Bihari
  • Gayatri Sameer Deshpande
  • Manoj Sankaranarayana

In den letzten Jahrzehnten hat sic h die Heilpraxis des Ayurveda und anderer traditioneller medizinischer Systeme Südasiens so stark verbreitet, dass die indische Regierung 2014 das Ministerium für AYUSH (ein Akronym für Ayurveda, Yoga und Naturheilkunde, Unani, Siddha und Homöopathie) gründete, um "die optimale Entwicklung und Verbreitung der AYUSH-Systeme der Gesundheitsversorgung sicherzustellen".

Angesichts der weiten Verbreitung und Popularisierung des Ayurveda ist es umso dringlicher, ein tieferes Verständnis der Entstehungsphasen zu erlangen, die zur heutigen Gestalt dieser medizinischen Tradition geführt haben. Das Projekt befasst sich mit einer der wichtigsten Phasen in der Geschichte des Ayurveda, indem es das Zusammenspiel zwischen Ayurveda und der sanskritischen Kultur während der Kolonialzeit untersucht. Im Mittelpunkt steht die Editions- und Interpretationstätigkeit von Gangadhar Ray Kaviraj (1798-1885). Gangadhar war Herausgeber und Kommentator der Carakasamhita, eines grundlegenden Werks des Ayurveda, das zu Beginn des ersten Jahrtausends n. Chr. in Sanskrit verfasst wurde. Im Rahmen des Projekts werden SanskritTexte, die von Gangadhar verfasst wurden oder mit ihm in Verbindung stehen, ediert und untersucht. Darüber hinaus wird das Projekt den kulturellen Hintergrund des Ayurveda im Südasien des 19. Jahrhunderts und Gangadhars Erbe bei der Entstehung des modernen Ayurveda erforschen, insbesondere im Hinblick auf Fragen der Kanonbildung und der Berufs- und Fachidentität. Das Projekt geht von der methodischen Annahme aus, dass — selbst wenn historische Dokumente nur selten vorhanden sind (was in Südasien typischerweise der Fall ist) — Ideen, Praktiken und Dynamiken, die mit Texten verbunden sind beziehungsweise Texte betreffen, durch die Analyse der Texte selbst und den Kontext ihrer Produktion rekonstruiert w erden können. Das Projekt wird die Herausforderungen und Möglichkeiten aufzeigen, die diese Art der Analyse bietet, indem es auch das Zusammenspiel zwischen den verschiedenen Akteuren bei der Übermittlung und Verbreitung der Texte untersucht. Die Ergebnisse w erden einen Ausgangspunkt für die Untersuchung der Arten und Anwendungen der Philologie im Südasien des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bilden.