"...doch sie gaben mir Dornen": Funktion und Deutung christlicher Symbole im Bollywood-Film

23.05.2013 16:30 - 18:00

Adelheid Herrmann-Pfandt | Universität Marburg, Fachgebiet Religionswissenschaft

Religion und Mythologie nehmen bekanntlich im populären indischen Kino einen großen Raum ein und sind von fundamentaler Bedeutung nicht nur für das oberflächliche Verständnis etwa der in einem Film gezeigten religiösen Praxis, sondern auch für die Interpretation der Tiefenschicht eines Filmes, für das Verständnis der ihm zugrundeliegenden Sinnstruktur. Anhand des auch im Westen bekannten Filmes Kal Ho Naa Ho ("Lebe und denke nicht an morgen") von Nikhil Advani (2003) soll gezeigt werden, dass diese Sinnstruktur nicht notwendigerweise hinduistisch sein muss, sondern gelegentlich auch einer der Minderheitenreligionen Indiens, hier dem Christentum, entstammt. Bei einem Rückblick auf frühere Epochen indischer Filmgeschichte können wir erkennen, dass die christliche Symbolik in KHNH in einer Tradition steht, die mindestens in die 1950er Jahre zurückreicht und an das alttestamentarische Motiv des "leidenden Gottesknechts" anknüpft. Es soll deutlich werden, wie vielgestaltig und phantasievoll KHNH dieses Motiv in der Gestalt seiner Hauptfigur, Aman, ausgestaltet, so dass durchaus von einem christlichen Subtext des Filmes geredet werden kann. Zum Schluss werden wir aber auch feststellen, dass sich in der Verwendung und Uminterpretation christlicher Motive in KHNH auch eine gehörige Portion Hinduismus findet.

Organiser:
Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde
Location:
Seminarraum 2, Bereich Südasienkunde