The Coordination of Musical and Scenic Elements in the Ritual Preliminaries (pūrvaraṅga) of the Ancient Indian Theatre

30.06.2005

Thomas Kintaert

  • Betreuung: Utz Podzeit / Bettina Bäumer

Die textliche Grundlage für die vorliegende Dissertation bildet das dem Weisen Bharata zugeschriebene, um den Beginn unserer Zeitrechnung zusammengestellte Nāṭyaśāstra (NŚ), das Lehrbuch der Theaterkünste. Dieser Text ist für nahezu alle indischen Kunsttraditionen eine der ältesten und grundlegenden schriftlichen Quellen. Die einzelnen Künste kommen nicht nur im eigentlichen Drama zur Anwendung, sondern bereits im vorangehenden pūrvaraṅga, jenem großteils rituellen Abschnitt, der u.a. für den fehlerfreien Ablauf des Schauspiels zu sorgen hat, indem er Götter und Dämonen erfreut und besänftigt. Die neunzehn Teilrituale (aṅgas, “Glieder”) des pūrvaraṅga werden hauptsächlich im fünften Kapitel des NŚ behandelt. Angesichts der Tatsache, dass die zahlreichen in diesem Kapitel verwendeten technischen Termini jedoch meist in anderen Kapiteln definiert werden, wurde als Methode eine analytische Systematisierung des gesamten Werkes hinsichtlich der für den pūrvaraṅga relevanten Aussagen gewählt, die somit die wichtigste Grundlage der Studie bildet. Die auf Englisch verfasste Dissertation gliedert sich in drei Hauptteile: – Teil I enthält eine kommentierte Übersetzung von NŚ 5.1-57. Dieser Textabschnitt bietet eine Einführung in den gesamten pūrvaraṅga. Er zählt dessen einzelne aṅgas auf, beschreibt kurz deren Inhalt und gibt an, welche göttlichen und sonstigen übernatürlichen Wesen sich an ihrer Aufführung erfreuen. – Teil II geht im Hinblick auf ein umfassendes Verständnis der pūrvaraṅga-Rituale auf räumliche und zeitliche Konzepte und ihre Anwendung im NŚ ein. Die Behandlung des räumlichen Aspektes ist umfassend angelegt. Hier werden zunächst die kosmographischen Vorstellungen des NŚ behandelt sowie die Längenmaße, die in dem Werk genannt werden. Die anschließenden Abschnitte befassen sich mit räumlichen Elementen, die einen engeren Bezug zum pūrvaraṅga aufweisen, d.h. mit dem Theatergebäude, der Bühne, dem Bühnen-maṇḍala, dem jarjara-Stab usw. Zusätzlich wird der Einsatz von Primärfarben im NŚ abgehandelt, insofern diese mit dem jarjara assoziiert werden, dem eine wichtige Rolle in verschiedenen pūrvaraṅga-Ritualen zukommt. Der Abschnitt über zeitliche Konzepte konzentriert sich auf das rhythmische Element (tāla) der Theater-Musik, welches eine entscheidende Rolle in der Koordinierung von musikalischen und szenischen Elementen im pūrvaraṅga spielt. – Teil III der Dissertation befasst sich schließlich eingehend mit dem ersten der szenischen pūrvaraṅga-Rituale, dem innerhalb des Textes einen umfangmäßigen Schwerpunkt bildenden utthāpana. Hierbei wurden die übrigen (in der Baroda-Ausgabe) 36 Kapitel des NŚ, in denen sich zahlreiche Angaben zu den verschiedenen Elementen des pūrvaraṅga finden, berücksichtigt. Erstmals wurde hierbei ein besonderes Augenmerk auf die präzise Koordinierung der metrischen, rhythmischen sowie kultisch-szenischen Elemente dieses Rituals gerichtet. Die Dissertation wurde gefördert durch ein DOC Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Projekt 20859, 2000–2003).