Die Rezeption des Yogācāra im späten indischen Buddhismus

11.06.2014

Dania Huber

  • Betreuung: PKlaus-Dieter Mathes

In einer "Unterscheidung der Mitte von den Extremen" kam es in der dritten Drehung des Rades der buddhistischen Lehre, der Darstellung des Yogācāra, zu einer positiven Bestimmung der höchsten Wahrheit.

Während die Yogācāra-Philosophie beispielhaft in den Schriften des Mādhyamikas Candrakīrti, 600–650, kritisch betrachtet und widerlegt wurde, und sie Kamalaśīla, Śāntarakṣita nachfolgend, (ca. um 800) in eine Synthese mit dem Madhyamaka integrierte, erschien in der Spätphase des indischen Buddhismus mit dem Mahāsiddha und großen Gelehrten Ratnākaraśānti ein Vertreter der Yogācāra- und Cittamātra-Sicht.

Ratnākaraśāntis Werke erwecken gegenwärtig speziell durch die Studien zu tantrischen Traditionen und die Erforschung späterer tibetischer Madhyamaka-Entwicklungen (gzhan stong- und rang stong-Madhyamaka) das wissenschaftliche Interesse.

In dieser Arbeit wird die Rezeption des Yogācāra v.a. ausgehend von Ratnākaraśāntis "Besonderen Unterweisungen zum Schmuck der mittleren Lehre", dBu ma rgyan gyi man ngag (٭Madhyamakālaṃkāropadeśa), untersucht – einem Werk, in dem eine Lichthaftigkeit des Geistes ('od gsal ba) vertreten wird. Dafür folgt der Autor insbesondere dem Madhyāntavibhāga, der in der tibetischen Tradition den "fünf Maitreya-Werken" zugeordnet wird, greift aber auch Textpassagen z.B. der Avikalpapraveśadhāraṇī oder des Laṅkāvatārasūtra auf.

Zu den bedeutenden Schülern des indischen Meisters zählte auch 'Brog mi Lo tsā ba, der Begründer der tibetischen Sa skya Schule, der dessen Lehren in der Sa skya Tradition übermittelte. Um einen kurzen Blick auf die Aufnahme von Ratnākaraśāntis Yogācāra in Tibet und die Auseinandersetzung damit zu werfen, wird im abschließenden Teil der Arbeit daher ein Text (Rgyud gsum gnod 'joms) des Sa skya Gelehrten Ngor chen Kun dga‘ bzang po (15. Jahrhundert) herangezogen.

Ziel dieser Masterarbeit ist es, in erster Linie anhand eines ausgewählten Beispiels einen Beitrag zu einer Rezeption der vielfältigen Philosophie des Yogācāra zu erarbeiten. Dafür werden einzelne Textpassagen von Ratnākaraśāntis Werk dBu ma rgyan gyi man ngag übersetzt, deren Basis eine kritische Edition des tibetischen Textes darstellt.